Walhalla 2
"Walhalla 2 ist das Glaukom im Augapfel der Disziplin. Man muss sich ersnsthaft fragen, warum sich große Teile der archälogischen Community seit Jahren mit einem Bauwerk befassen, dessen Existenz nicht zweifelsfrei geklärt werden kann und das, wann immer es doch auf der Bildfläche erscheint, Zwietracht und Unfrieden stiftet."
Johanna Clairmont, Archäologin.
WALHALLA 2 ist ein Denkmal, das es gegeben haben wird. Ein Ort, der durch die Tendenzen der Gegenwart denkbar geworden ist – die spekulative Archäologie und Aufarbeitung einer möglichen Epoche. Zwischen September und Oktober 2018 wurden im öffentlichen Stadtraum von Hamburg und Berlin archäologische Ausgrabungen durchgeführt, um Dokumente, Reste, Ruinenteile und Beweismittel eines zukünftigen WALHALLA 2 Denkmals zu bergen. Spuren und Lücken und Varianten einer kommenden Geschichte.
Die Artefakte einer spekulativen Zukunft wurden im Rahmen von zwei Sonderausstellungen in Hamburg und Berlin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für zwei Wochen präsentierte das Dokumentationszentrum Zukunft unter dem Titel THE FUTURE WAS MIGHT BE CONFUSING die spektakulären Funde in Hamburg und Berlin.
"In diesem Moment und dann habe ich auf einmal überhaupt nichts mehr gesehen außer einer endlosen bewaldeten Landschaft in der ich, fragen Sie mich bitte nicht warum, sofort den Taunus erkannt habe. Den Taunus mit seinen sanften Hügeln und den dazwischen wie Feldzeichen aufragenden Mobilfunkmasten. Und dann, sich langsam aus den Baumwipfeln herausbildend ein Schriftzug: "WALHALLA. WIR DANKEN DIR FÜR DEIN ERLEBEN" und dann hat sich der Raum um mich herum zurückgebildet und ich stand wieder da wo ich angefangen hatte."
Die Sonderausstellungen versprechen Aufarbeitung des Kommenden, Einfühlung in das Mögliche, und kritische Reflexion auf eine Epoche, die auf manche noch wartet, die einige herbeisehnen und andere zerstören werden.
Wie verantwortlich ist Ästhetik und wie machtvoll das Dokument, die Zeugen und die Phantasie? Bei Walhalla II geht es um die Frage, ob eine spekulative Archäologie in der Lage ist in ein störendes Verhältnis zur Wirklichkeit zu treten. Das Dokumentationszentrum reagiert damit auf eine politische Praxis, die ständig neue, auf Fiktionen beruhende Echokammern generiert.
"Das Denkmal, was ich zu errichten gedachte, oder das mir durch die Vorstellung in der Pigmentkammer suggeriert wurde, sollte sich auf eine ganz bestimmte Weise JENSEITS ALLER VORSTELLUNGSKRAFT befinden, wenn ich also sage, dass es groß sein sollte meine ich damit prinzipiell etwas anderes als das, was sich in Metern, Tonnen und so weiter ausdrücken ließe, das war mir von Anfang an ganz klar dass sich das zu errichtende Denkmal längst von stofflichen Begrenzungen befreit hatte und indem es existierte gleichsam von jener Befreiung erzählte also quasi Ausdruck war einer weit in die Zukunft hineinreichenden DENKMALTECHNISCHEN TOTALENTFESSELUNG"
„Wir freuen uns, dass die archäologische Forschung in Deutschland mit dem Dokumentationszentrum Zukunft ab heute um eine neue Perspektive bereichert wird.“ Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Landesarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums Hamburg.
Team
Grabungsleitung, Konzeption, künstlerische Leitung & Kuration: PARA
In Kooperation mit: Hans Martin Schlesier (Popticum), Holger Fröhlich, Julia Lauter, Philipp Meuser, Øystein Aasan, Samantha Bohatsch, Lena Marie Emrich, Zuza Golinska, Marie Köhler, Gregor Rozanski, Karoline Schneider, Sarah Besch, Daniel Degeest, Josema Enriquez, David Gómez, Raha Emami Khansari, Andrea Krohn, Klara Oehler, Anselm Schenkluhn, Friederike Schneider, Alyssa Marie Warncke, Emma Adler, Felix Becker, Ruben Beider, Markus Bühler, Georg Bütow, Thomas Leo Chapman, Cora Guddat, Albert Herrmann, Rike Horb, Julie Legouez, Brian Karp, Niels Pegel, Diane Penrad, Anton Steenbock, Jacob Steinfelder, Leon Lechner, Janine Meißner, Maria Kusche, Florian Fink, Walter Habrich, Melanie Marten, Bettina Freimann.
"Dreidimensionale Rekonstruktion der sog. Staubsauger-Partikel ergeben unklaren Befund: R. Fuß eines Mannes (?), Sandalensohle und Zehen nachlässig ausgearbeitet, bei scharfem Streiflicht feine Zeichnung am Rist erkennbar (Tätowierung?) / unleserlich / unleserlich / womöglich Abguss zu Studienzwecken od. schlichtweg Unfall wogegen indes Größe der Partikel spricht (quasi Staub), Saug-Gerät selbst indes immer noch voll funktionsfähig, fährt stets dieselbe Strecke (genialer Einfall des HiWis die Geodaten auszulesen und so den ursprünglichen Raum zu rekonstruieren fördert unglaubliches zu Tage, bisher unbekannte Kammer (Büro) irgendwo im Annex des Komplexes, wieso kommt man nie selbst auf sowas) Roboter fährt während ich schreibe ruhig seine Bahnen ab, irgendwie rührend unleserlich unleserlich"
Befund #24