Die Unmöglichkeit zu teilen (Teil 2)

Der Augustinerbrunnen in Zürich wird zur Bühne einer erinnerungspolitischen Intervention. Die Brunnenfigur der Mäßigung wird als Symbol für Umverteilung und Verantwortung genutzt. Eine temporäre Abzapf-Skulptur sammelt Brunnenwasser, begleitet von Schildern, auf denen Passant:innen aufgefordert werden, aktiv durch Pumpen und Abfüllen an der Umverteilung teilzunehmen. Das so abgezapfte Brunnenwasser wird in Portionen abgefüllt und mit einer Anweisung versehen, das darin befindliche Brunnenwasser an einen Ort großer Trockenheit zu verbringen und so die Umverteilung konkret zu unterstützen.
Programm
10.7. 18 Uhr: Vernissage Zürich Münzplatz
10.-13.7. 11-19 Uhr: Gemeinsame Umverteilung, Zürich Münzplatz
11.7. 19 Uhr: Podiumsdiskussion, ZAZ Bellerive - Zentrum für Architektur
Bis 10.8.: Ausstellung Water Futures, ZAZ Bellerive
Bis 10.8.: Ausstellung Water Futures, ZAZ Bellerive

Im Zuge der Klimaerwärmung nehmen globale Dürre-Ereignisse zu. Nicht nur der Rhein, eine der wichtigsten Verkehrswege in Europa, droht bereits 2050 in den Sommermonaten auszutrocknen. Bereits jetzt klagt die Binnenschifffahrt über sinkende Pegelstände, weitere Verteilungskämpfe sind abzusehen. Der Rhein, neben dem Dnipro und der Donau, könnte schon bald ein Schauplatz für auch mit Waffengewalt ausgetragene Verteilungskämpfe werden.
Wer hat's erfunden? Die Schweiz.
Auch wenn die Schweiz heute eher für die Privatisierung von Ressourcen bekannt ist, war die Idee, die Allmende-Ressource Wasser durch gemeinschaftliche Nutzung und Umverteilung zu regulieren, in Zürich bereits in der frühen Neuzeit gelebte Praxis. Davon zeugt die Vorrichtung am Augustinerbrunnen, ein metallenes Gitter am Brunenntrog, an der einst Bürger:innen ihre Wasserbehälter abstellen und auffüllen konnten. Jede:r konnte dem Brunnen Wasser für den täglichen Bedarf entnehmen. Die Brunnenfigur, eine Allegorie der Mäßigung, verweist seit dem 18. Jahrhundert gleichsam auf die Notwendigkeit es mit der Entnahme nicht zu übertreiben. Der Brunnen ist daher sowohl ikonografisch als auch praktisch ein gutes Beispiel für jene gelungene, ortspezifische Überwindung der Allmende Tragödie jenseits staatlicher oder privater Akteure, wie sie auch Elinor Ostrom in „Governing the Commons“ beschreibt.
